10
Aug
2017
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Suche nach neuem Dorf für Metallausbildung

Die mobile dreimonatige Metallausbildung findet immer anderen Dörfern statt. Doch wie finden wir die Dörfer bzw. wählen sie aus? Bisher ist es nicht vorgekommen, dass lokale Behörden oder Privatpersonen auf uns zugekommen sind. Das heißt ich gucke auf der Landkarte wo Dörfer hier in unserem Bezirk sind die wahrscheinlich schon Zugang zum Stromnetz haben. Dann fahre ich hin und erkunde das Gebiet und spreche mit lokalen Leuten und Behörden und los geht’s…

Hört sich einfach an – ist es aber nicht. Alles dauert hier länger. In Vergangenheit hat es einige Fahrten und Gespräche gedauert bis das jeweils nächste Dorf fest stand, einmal hatten wir das Dorf gefunden aber mussten noch zwei Monate warten bis die Dorfleute Zeit hatten und fasst jedes Mal mussten wir den Start der Ausbildung mehrmals nach hinten verschieben weil sich noch niemand oder nur zu wenige angemeldet hatten. Aber nicht zuletzt weil die Zeit vor unserem nächsten Heimataufenthalt nächstes Jahr drängt, brachten wir die Suche nach einem neuen Dorf verstärkt im Gebet vor Gott.

So stand nach der letzten abgeschlossenen Ausbildung in Chhouk eine erste Erkundungsfahrt an. Ich hatte dafür ein Gebiet im Sinn, was an einer ca. 20km langen Sackgasse liegt. Vor ein paar Jahren war ich mal mit dem Motorrad dort gewesen und erschrocken von den ärmlichen Verhältnissen im letzten Dorf der Sackgasse. Drum herum gibt es keine Reisfelder sondern nur Plantagen einiger Reichen von woanders welche die existentielle Not der Dorfbewohner ausnutzen und sie zu Dumpingpreisen als Tagelöhner arbeiten lassen.

Als ich dann mit meinem Mitarbeiter Lim auf Erkundungstour war haben wir erfahren, dass ca. 3/4 der Strecke am Stromnetz angeschlossen ist. Aber schon auf den ersten Kilometern der holprigen Erdstraße haben wir uns gefragt ob es wohl überhaupt Sinn macht hier eine Ausbildung anzufangen. Wer wird hier mit Metall arbeiten wollen? Die Gegend ist so abgelegen, dass es sogar noch ein bisschen Wald gibt der noch nicht abgeholzt ist. Wer wird hier soweit denken dass in ein paar Jahren alles abgeholzt ist und man auf Metallverarbeitung angewiesen sein wird? Wer wird Metall den weiten Weg aus Srae Ambel heranschaffen wenn Holz (noch) vor der Tür ist?

Wir waren im Auto so am überlegen, als ich im Blickwinkel im Vorbeifahren an einem Haus eine Metall-Dachkonstruktion sah. Während wir uns fragten wer das wohl gemacht hat, kam der Hausbesitzer unter dem Stelzenhaus hervor. Da stiegen wir aus und fragten nach. Es stellte sich heraus, dass er es selbst gemacht hat und ein Jahr in Thailand als Schweißer gearbeitet hat und da so viel gelernt hat, dass er nun regelmäßig von Leuten aus der Gegend Aufträge  für Dachkonstruktionen, Tische, Wäscheständer, Regale, usw. annimmt. Immerhin ist er der einzige Schweißer in einem Gebiet von 20km Umkreis.

Wir kamen ins Gespräch über unsere Metallausbildung und er war sehr offen und sagte, dass er auch kommen wolle um dazu zu lernen. Aber ich hatte ganz andere Pläne: Ich konnte mir vorstellen ihn als Hilfslehrer anzustellen um mich und Lim zu entlasten. Gerade für die bevorstehende Ausbildung war nämlich abzusehen, dass ich oft nicht dabei sein konnte. Und wenn dann Lim oft alleine unterrichtet, wäre das sehr herausfordernd zumal das Dorf ca. 50km von uns entfernt ist. Davon erzählte ich dann erstmal nichts sondern versicherten ihm nur, dass wir dann nicht neue Konkurrenz in seinem Dorf schaffen wollen und darum die Ausbildung wenn überhaupt dann nur in einem weiter entfernten Dorf starten werden. Dem sah er aber gelassen gegenüber weil er meinte dass in der Gegend so ein Bedarf ist, dass er nicht besorgt ist wenn mehr Konkurrenz entsteht.

Wir fuhren dann weiter in der Sackgasse bis zum letzten Dorf mit Strom und wollten uns dort mit dem Bürgermeister treffen. Der war aber schon seit einigen Tagen irgendwo 2h entfernt um da an einem Haus zu bauen. Also wollten wir uns mit dem frisch gewählten Kommunalchef treffen und wollten uns gerade zu ihm „durchfragen“ bis wir feststellten, dass er gerade zufällig unter dem (Stelzen-)Haus gegenüber in der Hängematte lag. Er war ganz angetan von der Idee und versicherte uns seine Unterstützung und war sich sicher, dass wir genügend Schüler finden würden.

Mission erfolgreich. Wir waren ganz erstaunt wie einfach das diesmal ging. Denn oft war es sehr zäh und hat gedauert bis fest stand in welchem Dorf wir die nächste Ausbildung starten. Aber diesmal spürten wie Gott uns den Weg geebnet hat so dass wirklich eins aufs andere passte. Das durften wir dann nämlich auch im weiteren Verlauf erleben. Sehr schnell haben wir einen geeigneten Platz gefunden um das Zelt aufzustellen. Wir konnten es sogar am selben Tag in Chhouk abbauen und in Ksad Krohom wieder aufbauen. Den oben erwähnten Metaller Söd konnten wir tatsächlich gewinnen als Hilfslehrer bei uns zu arbeiten und am Tag des offiziellen Startes waren es dann tatsächlich 8 Schüler im Alter zwischen 17 und 50 Jahren. Durchschnittlich sind sie 3,5 Jahre zur Schule gegangen, aber nun in der Ausbildung voll motiviert. Es macht richtig Spaß mit ihnen zu arbeiten.

 

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