Die erste Unabhängigkeit (1954 -1970)

Um die gewonnene Unabhängigkeit zu stärken und um sich politisch stärker engagieren zu können, dankte Sihanouk als König ab und gründete die Sangum Partei. Dadurch gelang es ihm Präsident und Staatsoberhaupt in einem zu sein. Bis 1970 bestimmte er als alleiniger Herrscher mit einer zentralistischen Regierung sein Land. Kambodscha galt zu dieser Zeit als eines der reichsten Länder Südostasiens und war auch unter dem Namen „Schweiz Südostasiens“ bekannt.

Südostasien bildete immer mehr den Schauplatz für den Konflikt zwischen den Supermächten China, UdSSR und USA. Sihanouk hatte versucht sich aus den indochinesischen Konflikten herauszuhalten und eine neutrale Rolle zu spielen. Doch dies führte schließlich zum Ende der amerikanischen Militärhilfe und einem Wirtschaftsembargo Kambodschas durch Südvietnam und Thailand. 1959 inszenierten Südvietnam und Thailand mit Hilfe der USA einen erfolglosen Militärcoup gegen Sihanouk.

Währenddessen bildete sich gegen seinen autoritären Führungsstil eine Opposition im eigenen Land. Der radikale Arm der kommunistischen Khmer Partei wurde von Saloth Sar, später als Pol Pot bekannt, geleitet. Mit einigen kambodschanischen Studenten hatten sie Anfang der 50er Jahre in Paris die kommunistische Partei, die „Vereinigten Khmer-Studeten“, gegründet. Im Zusammenhang mit einer Studentenrevolte im Jahr 1963 flohen sie in den kambodschanischen Urwald und begannen sich dort zu bewaffnen und Einheimische für ihre kommunistischen Ideen zu gewinnen. Zwar war Kambodscha zu diesem Zeitpunkt seit fast zehn Jahren unabhängig, doch die Lage der Bevölkerung war schlecht und die Wut auf die reiche und korrupte politische Elite des Landes groß. Besonders in den verarmten Bauern sahen die Rote Khmer potenzielle Verbündete.

Mitte der 60er Jahre wurde Kambodscha, gegen alle Bemühungen von Sihanouk, immer mehr in den Vietnamkrieg verstrickt. Die Nordvietnamesen benutzten den sicheren Nordosten Kambodschas (Rattanakiri und Mondulkiri), um auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad Waffen und Ausrüstung für den Vietcong, der im Süden gegen die Regierung in Saigon kämpfte, zu transportieren. Für die Vietcong war Kambodscha eine sichere Basis, um von dort aus die Amerikaner anzugreifen.

Aufgrund dieser Tatsache hatte Sihanouk angeblich den USA vorsichtig signalisiert, dass er sich bei einem Angriff gegen die Kommunisten in Kambodscha neutral verhalten werde. Dies hatte nun zur Folge, dass 1969 eine Serie von Luftangriffen mit B-52 Bomben auf die Verstecke der Vietcong in Kambodscha begann.