Die Zeit unter Lon Nol (1970 – 1975)

In wie weit Sihanouk die USA, unter der Nixon–Regierung, wirklich dazu aufgefordert hatte, sein Land derart zu bombardieren und in wie weit er über diese Ausmaße Bescheid wusste, wird wohl offen bleiben. Bemerkenswert ist jedoch, dass während Sihanouk auf Reise in der Sowjetunion und China war, ausgerechnet sein (mit Amerika sympathisierender) damaliger Premierminister Lon Nol einen erfolgreichen Putsch gegen ihn organisierte. Am 18. März 1970 beschloss die Nationalversammlung, den Prinzen nicht mehr ins Land zurückkehren zu lassen. Die USA war an diesen äußeren Umständen nicht ganz unbeteiligt. Schließlich war ihnen Sihanouk für ihre Ziele zu unloyal und zu unberechenbar geworden. Mit Lon Nol hatte die USA die Freiheit ihren Vietnamkrieg ohne Hindernisse auf Kambodscha auszuweiten. Lon Nol schaffte die Monarchie ab, verwies Prinz Sihanouk ins Exil und rief die Khmer Republik aus.

Kurze Zeit freute sich die städtische Bevölkerung über diesen Machtwechsel, doch schnell wurde deutlich, dass Lon Nol unfähig war, die Probleme des Landes zu lösen. Er erklärte jedoch die verhassten Vietnamesen zu den Schuldigen, was zu grausamen Massakern führte.

Durch die uneingeschränkten Luftangriffe der USA über Kambodscha wurde dem Land unsägliches Leid zugefügt. Denn das flächenmäßige Bombardement und ungenaue Abwurfangaben führten dazu, dass bis zu 1,1 Millionen Menschen aus der Zivilbevölkerung umgebracht wurden. Insgesamt wurden von März 1969 bis August 1973 3.500 B-52-Angriffe durch die US Airforce geflogen. Über Kambodscha wurden dabei 539.129 Bomben mit teilweise bis zu 200 Einsätzen pro Woche abgeworfen. Das entspricht etwa 3 Tonnen Bomben pro Quardratkilometer. Der Grossteil des kambodschanischen Farmlandes wurde zerstört.

Der immer größer werdende Hass der Landbevölkerung auf die USA und die eigene Regierung förderten schließlich die immer mächtiger werdende Rote Khmer. Viele der Kriegswaisen wurden von der Roten Khmer aufgenommen und zu erbarmungslosen Kindersoldaten ausgebildet. Zudem erfuhr die Rote Khmer Unterstützung von den kommunistischen Nordvietnamesen. Diese erhofften sich mit Hilfe der Roten Khmer die Vertreibung der Amerikaner aus Kambodscha. Deshalb bildeten sie viele der Roten Khmer Kämpfer aus und lieferten ihnen Waffen. Somit gelang es der Roten Khmer Anfang der 70er Jahre große Teile Kambodschas unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Nordvietnamesen beendeten 1973 ihre Zusammenarbeit mit der Roten Khmer, da sie ihnen mehr und mehr zu Last fiel und sie ihre politischen Anschauungen zu extrem empfanden.

Aus seinem Exil in Peking repräsentierte Prinz Sihanouk die Rote Khmer gegenüber der Weltöffentlichkeit als nationale Befreiungsorganisation für Kambodscha. Er lehnte aber alle Angebote für Friedensverhandlungen ab.

Als 1973 die USA ihre Bombardements auf Kambodscha beenden und auch die Vietcong und die nordvietnamesische Armee sich aus Kambodscha zurückziehen, wurde aus dem Krieg ein kambodschanischer Bürgerkrieg. Die Roten Khmer kämpften gegen die Regierung in Phnom Penh und nahmen immer mehr Land ein. Viele Menschen flüchteten in die Hauptstadt. Die Regierungsarmee zwangen zwar zahlreiche Flüchtlingskinder in Phnom Penh in die Uniform, doch bei den Kämpfen gegen die Rote Khmer mussten sie eine militärische Niederlage nach der anderen einstecken. Anfang 1975 hatte die Rote Khmer den Ring um die Hauptstadt immer enger gezogen. Mittlerweile waren über 1,5 Millionen Flüchtlinge in die Hauptstadt geflohen, so dass Phnom Penh zu dieser Zeit 2,5 Millionen Einwohner hatte. Durch die immer größer werdende Bedrohung wurde u. a. die französische und amerikanische Botschaft kurz vor der Eroberung der Stadt evakuiert.