Die UNO in Kambodscha (1992 – 1993)

Am 15. März 1992 hatte die UNO nicht nur dir Rolle des Friedenserhalters in Kambodscha übernommen, sondern auch die Verantwortung für die Wiederentstehung eines von 20 Jahren Bürgerkrieg zerrütteten Staates. Mit dem Einzug der UNO kamen 22.000 Soldaten und ziviles Personal in das kleine Land. Doch diesmal freuten sich die leidgeprüften Khmer über die erneute Invasion, hofften sie doch oft den lang ersehnten Frieden. Für Deutschland war dies der erste UNO-Einsatz.

Das erste Ziel der UNO war die Entwaffnung der Bürgerkriegsparteien. Dies lief zum Anfang noch erfolgreich, doch dann weigerten sich die Rote Khmer ihre Waffen abzugeben und untersagten der UNO die von ihnen kontrollierten Gebiete zu betreten. Ihre Begründung lag darin, dass angeblich immer noch vietnamesische Truppen im Land waren. Die Weigerung der Roten Khmer führte dazu, dass auch andere Guerillakämpfer sich weigerten ihre Waffen abzugeben. Obwohl die UNO  ihr erstes Ziel nicht durchsetzen konnten, verfolgten sie das zweite Ziel, die Registrierung der Wähler.

Die UNO versuchte weiterhin die Rote Khmer wieder in den Friedensplan zu integrieren. So schlossen sie im Dezember 1992 die Grenze zu Thailand, um dadurch den Edelstein – und Holzhandeln zu unterbinden. Denn dadurch finanzierte die Rote Khmer ihre Waffen. Doch Thailand verhielt sich nicht sehr kooperativ, da auch einige seiner Militärs bei dem Handel kräftig mitverdienten. So untersagte Thailand der UNO Flüge nach Phnom Penh über Bangkok.

Am 13. April 1993 versetzten die Roten Khmer den Friedensbemühungen einen großen Rückschlag, als sie ihre Teilnahme an den Wahlen aufkündigten und Phnom Penh verließen, um nach Pallin in ihr Hauptquartier zurückzukehren. Die Rote Khmer versuchte den Friedensprozess weiter zu destabiliseren. Sie verübten grausame Attentate auf die vietnamesische Minderheit im Land, töteten UNO-Soldaten und griffen im Mai 1993 die Stadt Siem Reap an, wobei 18 Tote zurückblieben. Außerdem verteilten sie an vielen Stellen Landminen. Diese heimtückischen Waffen wurden jedoch nicht nur von ihnen oder der Armee benutzt, auch Banditen oder Bauern verwendeten sie. So schützten Bauern ihre Felder vor Dieben, indem sie die Minen abends auslegten und morgens von den Kindern einsammeln ließen, die gelegentlich auch mal eine vergaßen. Diese nicht systematische Verstreuung der Minen im ganzen Land erschwert die Räumarbeiten enorm. Es gibt kaum Aufzeichnungen von den Minenfelder. Sie liegen einfach überall herum und keiner weiß genau wo. Immer noch gibt es schätzungsweise 5 – 6 Millionen Landminen.

Am 22. Mai 1993, am Vorabend vor der Wahl, waren die Straßen Phnom Penhs gespenstig leer. Die Menschen waren mit Angst erfüllt. Die Rote Khmer hatte den Bürgern mit Gewalt gedroht, die es wagen würden, zur Wahl zu gehen. Doch die angekündigte gewaltsame Wahlverhinderung fand nicht statt. Stattdessen fand vom 23. – 28. Mai 1993 eine der freiesten und fairsten Wahlen der Geschichte Südostasiens statt. Fast 90 % der 4.764.430 registrierten Wähler gaben ihre Stimme ab. Vier Parteien zogen daraufhin in die Nationalversammlung ein. Doch bevor die neue Regierung gebildet werden konnte, musste die Nationalversammlung erst eine Verfassung für das Land ausarbeiten. Keine Partei hatte die absolute Mehrheit. Das bedeutete, dass man zusammenarbeiten musste. Der Sieg der FUNCINPEC (45 %) hatte die siegesgewisse CPP (38 %) so sehr erschüttert, dass sie sich weigerten, die Wahl anzuerkennen. Schließlich konnte aber Prinz Sihanouk mit viel Geschick die beiden Parteien versöhnen, indem er sich selbst zum König machte und Hun Sen und Ranariddh zu seinen Ministerpräsidenten.